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Reisebericht

Ruanda, etwa so groß wie Rheinland Pfalz, 8 Mio Einwohner, liegt in Zentralafrika, knapp hinter dem Äquator. Es grenzt an Uganda und den Kongo. Man fühlt sich hier sicher (außer im Süden). Die Sonne steht im Norden und wandert von rechts nach links. Ein schönes Land, ganzjährig 23 bis 27 Grad. Ein angenehmes Klima, da die meisten Siedlungen auf über 1.000 m Höhe liegen. An 365 von 365 Tagen geht die Sonne um sechs auf und pünktlich um sechs geht sie wieder unter.

Also alles schön gleichmäßig. Und genauso gleichmäßig (und für uns Europäer sehr langsam) gehen dort alle Bewegungen und damit das Leben vonstatten.
Während meines Besuches wohnte ich im Centre St. Paul der katholischen Kirche in der Hauptstadt Kigali (etwa so groß wie Leipzig). Man kann gegen die Kirche unter Umständen einige Vorbehalte haben, aber für ein Land wie Ruanda, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, ist sie mit Sicherheit ein Segen.

Noch im hintersten Winkel trifft man auf eine wenn auch noch so kleine Station in diesem Land. Und das ist gut, denn wenigstens das gibt ein bisschen Struktur und Hilfe, wo sonst  alles eher gesellschaftlich in der Auflösung begriffen ist und jeder selber schauen muss, wie er überleben kann und sich wenig Sorgen um andere macht. Dies ist eine Apotheke auf dem Land. Die Gesundheitsversorgung ist nicht kostenlos in Ruanda. Kein Geld = keine Behandlung.

Hier sehen wir einen Mann, der in ca. 10 Meter Tiefe das Loch für eine Latrine gräbt. Kanalisation gibt es kaum in Kigali. Bis 15 m wird gegraben, dann ist es tief genug. Das Problem dieser Art der Entsorgung ist nur, dass es immer weniger saubere Brunnen mit trinkbarem Wasser gibt.

An diesen drei Hähnen in der Mitte wird (Trink-)Wasser verkauft. Die meisten Menschen in Ruanda haben weder fließendes Wasser noch Trinkwasser (auch keinen Strom). Ein Eimer kostet ca. 15 Cent. Das ist nicht ganz billig für dieses Land.
Ruanda hat eine 'funktionierende' Militärregierung. Funktionierend in dem Sinne, dass bis zu einem gewissen Grad die Pressefreiheit und die Entscheidungen der Gerichte geachtet werden und man sich in dem Land insgesamt sicher fühlt. Und auch die Korruption hält sich in Grenzen. Das bedeutet schon viel in Zentralafrika.

Ein Fußballmatch der lokalen Mannschaft, ich war dabei - und mit 44 Jahren sicher der älteste Zuschauer. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Ruanda bei 39 Jahren. Es ist ungewohnt, wenn man - im Gegensatz zu uns daheim - einmal ausschließlich von Kindern und jungen Erwachsenen umgeben ist.

Bei einem solchen Match gibt es natürlich auch Snacks, wenn auch keine Cola oder Bockwurst. Der kleine Junge verkauft Zuckerrohr in Stücken, das geschält und gekaut wird. Aber niemand hat ein Stück gekauft - auch dafür fehlt meist das Geld, selbst wenn ein Stück nur wenige Cent kostet.
Na ja, da hat eben der Weiße Zuschauer das Zuckerrohr gekauft und verteilt. Übrigens nennt man die Weißen in Ruanda "Mussungos". Dieser Ausdruck ist neutral und hat keinen negativen Beigeschmack.

Hier sieht man das Hospital in Ruli - einer größere Gemeinde ca. 100 km entfernt von der Hauptstadt Kigali.
Hierher kommen Kranke aus der gesamten Umgebung. Viel Gutes wird von dieser (katholischen) Station geleistet, die auch ein Waisenhaus, ein Zentrum für Unterernährung, ein Aidshaus, eine Mütterberatung sowie eine Medikamentenausgabe beherbergt.

Und hier wird im eigenen (gepflegten und schönen) Garten Gemüse angebaut. Man hält auch einige Tiere - von der Ente bis zur Kuh - und ist somit ein Stück weit unabhängig von der Versorgungslage des Landes.

Die Ziegel in Ruanda werden aus Lehm geformt und dann mit Holzfeuer gebrannt (sonst lösen Sie sich bei Regen auf). Da aber für die Ziegelherstellung zu viel Holz verwendet wurde, hat die Regierung das weitere Abholzen verboten. Folglich ist der Ziegelsteinpreis in die Höhe geschnellt. Das Krankenhaus hat sich daher rechtzeitig mit vielen, vielen Ziegeln für Erweiterungsbauten eingedeckt.

Im Vordergrund: 3 Pfleger, die Pause machen. Ärzte gibt es wenig in Ruanda. Ganze 4 (!) Chirurgen für 8 Mio. Einwohner. Wen wundert es bei einem Einkommen von 300 Euro / Monat für einen Arzt. Da zahlen andere Länder doch manchen Euro oder Dollar mehr.
Hier macht eine Schwester mit den Waisenkindern ein paar Bastelsachen. In diesem Fall werden Marienanhänger auf Schnüre gefädelt. Die Kinder, die hierher kommen, sind entweder unterernährt, werden erst einmal aufgepäppelt und dann wieder entlassen oder sie haben keinerlei Angehörige mehr und bleiben hier.

Der Mussungo hat natürlich auch ein paar Luftballons und Armbänder mitgebracht, die reißenden Absatz und viel Begeisterung unten den Kindern gefunden haben.
Sogar die Zeitung haben sie mir begeistert abgenommen. Seite für Seite wird die Zeitung verteilt. Manchmal balgen sich die Kleinen um ein Blatt. Auf jeden Fall ist der Gewinner/Besitzer des Blattes für diesen Tag das glücklichste Kind weit und breit - ohne Zweifel.

Entweder werden die Kinder von den Eltern geschickt, die das Papier zum einwickeln brauchen, oder aber es findet sich ein Bild (was für eines spielt fast keine Rolle) auf der Seite wieder, das dann ausgeschnitten und an die Bretterwand im "Zimmer" gehängt wird - wie bei uns ein Poster eben. Ich habe noch nie eine so sinnvolle und für mich zugleich erschütternde Zweit-Verwertung einer einfachen deutschen Tages-Zeitung erlebt.
Wie viele Leute gehen in einen normalen Toyota Caravan? In Deutschland nach TÜV Zulassung 2 vorne, 3 in der Mitte und noch mal 3 hinten - macht zusammen 8. In Ruanda würde das bedeuten, dass dieser Bus eine Leerfahrt macht.

Beim Besuch des sehr schönen Lake Kivu (150 km von Kigali entfernt) waren wir 31 Personen in dem Bus. Ehrenwort! Nicht vorstellbar, aber es geht wirklich. Sicher nicht immer, aber für diese Fahrt war es in Ordnung. Ein Blick während der Fahrt zum See in die Landschaft.
Ruanda, auch das Land der 1.000 Hügel genannt, trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Hügel hoch mit 50 km/h, Hügel runter mit 120 km/h. Hügel für Hügel. Ein schönes, grünes Land.

Ein kleines Schlusswort...
Zwei Dinge sind mir aufgefallen. In Ruanda leben die Menschen in einer Welt, die sich sehr, sehr von unserer unterscheidet, obwohl wir auf derselben Erde leben. Und doch gibt es etwas, dass wir alle gemeinsam haben: Wir lachen, wir weinen und wir hoffen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Prof. Dr. Christian Schleuning
(Stiftungsgründer)

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